Sport bei Erkältung: 4 wichtige Fragen und Antworten

Herzlich willkommen im Winter!  Ich habe das Gefühl, dass es um mich herum nur noch schnieft und hustet. Als Personal Trainer bin ich jeden Tag der Situation ausgesetzt, dass mehr oder weniger kranke Kunden vor mir stehen und ich entscheiden muss: Sport trotz Erkältung? Training oder kein Training?

Durchschnittlich vier Mal im Jahr bekommen wir eine Erkältung

Aber was bedeutet es eigentlich für unseren Körper, wenn wir eine Erkältung haben? Sollten wir trotz laufender Nase, Husten und Brummschädel Sport treiben? Wenn ja, welchen Sport? Oder sollte ich es gänzlich sein lassen? Kann ein moderates Training sogar gesundheitsfördernd sein?

Es ist für jeden Sportler ärgerlich, wenn ihn eine Erkältung ausbremst und er eine Zeit lang nicht im gewohnten Maße trainieren kann. 

Eine Erkältung, auch grippaler Infekt genannt, ist eine  akute Infektion der oberen Atemwege. Typische Symptome sind:

  • Schnupfen und verstopfte Nase
  • Heiserkeit und Halsschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • Husten
  • Kopfschmerzen
  • In schlimmeren Fällen: Fieber

Ausgelöst wird eine Erkältung überwiegend durch Viren, die das Immunsystem von außen angreifen. Unser Körper ist durch die Erkältung geschwächt und unser Immunsystem arbeitet auf Hochtouren. Du fühlst dich schlapp und müde. Was wir uns nun einfach vor Augen führen müssen, ist, dass unser Körper gleich gegen zwei Stressfaktoren arbeiten muss: Virus und Sport.

Bei welchen Symptomen kann ich noch Sport machen?

Bei einem leichten Schnupfen, bei Symptomen wie Halskratzen, schweren Beinen und einer laufenden Nase sind leichte sportliche Aktivitäten noch in Ordnung. Auf hoch intensiven, extremen Ausdauer- und Kraftsport solltest du trotzdem verzichten. 

Dagegen können moderates Krafttraining oder Ausdauersportarten wie Fahrradfahren, Walken, Joggen oder Schwimmen bei geringer Intensität auf dem Programm stehen. Denn der Körper und das Immunsystem sind auch bei geringen Erkältungssymptomen geschwächt und müssen gegen die Krankheitserreger ankämpfen. Jeder von uns sollte auf seinen eigenen Körper hören und als Maßstab immer das eigene Befinden setzen. Manchmal reicht auch ein ausgedehnter Spaziergang aus, um in Bewegung zu kommen und sich etwas besser zu fühlen – frische Luft tut in jedem Fall gut

Bei leichten Erkrankungen der oberen Atemwege kann eine leichte körperliche Betätigung deinen Heilungsprozess sogar unterstützen. Ein moderates Training kann zu einer verbesserten Durchblutung der Nasenschleimhäute führen. Du fühlst dich nachher besser. Aber: Vorsicht! Es handelt sich um eine Gratwanderung.

Bei welchen Symptomen sollte ich auf keinen Fall Sport machen?

Es gibt Symptome, bei denen du unbedingt auf Sport verzichten solltest. Dazu gehören: Fieber, Virus- und bakterielle Infektionen, Grippe sowie Halsschmerzen und starker Husten. Erkältungen mit Fieber sind ein klares Ausschlusskriterium für jegliche körperliche Anstrengung und Bewegung. Ein Arzt sollte konsultiert werden und der Sport fällt damit in jedem Fall flach. In den meisten Fällen ist dann sogar Bettruhe angesagt! 

Wer noch dazu Medikamente einnimmt, fühlt sich zwar schnell besser. Doch zu glauben, man könne auch gleich wieder loslegen, ist ein gefährlicher Trugschluss. Schmerz- und Fiebermittel lindern nur die Symptome und hemmen sogar deine Schmerzwahrnehmung bei sportlicher Betätigung. Die Erkrankung ist nach wie vor akut, der Organismus insgesamt geschwächt. Nimmst du Antibiotika ein, ist es ratsam, für die gesamte Dauer auf Sport zu verzichten

Kann Sport vor einer Erkältung schützen?

Je fitter das Immunsystem ist, desto mehr hat der Körper den Erregern entgegenzusetzen. Gerade im Winter ist es deshalb wichtig, darauf zu achten, genug frische Luft im Freien zu tanken. Wer mehrmals in der Woche eine halbe Stunde spazieren geht oder joggt, im Alltag viel läuft oder Rad fährt oder intensiv einer Sportart nachgeht, der stärkt sich gegen Infekte und schützt sein Immunsystem.

Das hat zum einen damit zu tun, dass die Muskelaktivität im Körper verschiedene immunisierende Prozesse anstößt. Zum anderen wird durch Sport und Bewegung auch das Risiko für innere Entzündungsprozesse verringert. Heute weiß man, dass verschiedene Erkrankungen vor allem im Herz-Kreislauf-Bereich unter anderem durch solche inneren Entzündungsherde begünstigt werden und   die erhöhten Entzündungswerte wiederum dazu führen, dass das Immunsystem geschwächt wird und Infekte generell schneller zuschlagen können. Mit Sport und Bewegung lässt sich dieser Teil der Abwehrschwäche also stark reduzieren.

Was passiert, wenn ich bei einer Erkältung Sport mache?

Laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse trainiert jeder dritte Sportler trotz Erkältung weiter. 60 Prozent von ihnen würden sich dabei auch mit Arzneimitteln auf die Sprünge helfen, um das Training wie gewohnt zu absolvieren. 

Medikamenteneinnahme im Sport ist tabu und davon solltest du unbedingt Abstand nehmen. Was viele übermotivierte Sportler nicht wissen: Im schlimmsten Fall kann es zu einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis) kommen. Die kann sogar lebensgefährlich sein. Nach einer schweren Grippe mit Fieber sollte eine Sportpause von bis zu drei Wochen eingehalten werden, um dem Körper die Möglichkeit der vollständigen Erholung zu geben. 

Und es gibt noch einen weiteren Grund sich Gedanken über das Sporttreiben im Falle einer Erkältung zu machen – die Ansteckungsgefahr für andere! 

Klare Regel: So lange du dich schlecht fühlst – bitte keinesfalls zum Sport gehen! Damit tust du wirklich niemandem einen Gefallen. Du solltest versuchen, deinen Körper nicht zusätzlich zu überlasten. 

Starte nach der Erkältung mit leichtem Training. Lass es auf jeden Fall langsam angehen. Das Sportpensum sollte mit Bedacht erhöht werden bis du deine ursprüngliche Leistungsfähigkeit zurückerlangt hast. Andernfalls kann es passieren, dass der Körper zu schnell wieder überlastet wird und die Infektion zurückkehrt.

Stefan Jokel

Stefan Jokel

Stefan Jokel ist Diplom-Sportwissenschaftler und arbeitet bereits seit über 10 Jahren als hochmotivierter und begeisterter Personal Trainer. Seine Schwerpunkte liegen dabei auf Prävention und Rehabilitation. Stefans weitere Spezialgebiete sind Lauf- und Athletiktraining. Darüber hinaus entwickelt er Methoden und Konzepte im Personal Training. Dieses Wissen gibt er als Dozent und Referent in den Bereichen Bewegungs- und Trainingswissenschaft sowie Sporttherapie weiter. Gemeinsam mit seiner Frau betreut er außerdem Unternehmen in den Bereichen betriebliches Gesundheitsmanagement und Präventionsstrategien. Auch in seiner Freizeit spielt Sport eine große Rolle. Neben dem Ultramarathon gehören auch Bergsteigen, Sportklettern sowie Ski- und Wakeboard fahren zu Stefans Leidenschaften.

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